Menschenwürdige Arbeit bleibt für viele Menschen unerreichbar
Bereits zum 20. Mal findet dieses Jahr vom 10. bis 24. September die Faire Woche statt. Begonnen hat sie 2001 als erster Versuch der großen Fair-Handels-Organisationen, mit einer gemeinsam veranstalteten Aktionswoche eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
In diesem Jahr richtet die Faire Woche mit dem Thema „Zukunft fair gestalten #fairhandeln für Menschenrechte weltweit“ den Fokus auf die Situation der Arbeitsbedingungen: viele Millionen Menschen müssen unter unwürdigen Bedingungen, die als moderne Sklaverei bezeichnet werden kann, arbeiten. Auch in Europa, selbst in Deutschland sind Menschen von solchen Arbeitsverhältnissen betroffen.
Damit trifft die Faire Woche einen Nerv, denn: Immer mehr Menschen erkennen, dass es auf den Schutz und die Perspektive der Schwächsten in unseren Lieferketten ankommt. Menschenwürdige Arbeit ist ein Menschenrecht! Und sie ist zentrales Anliegen der Vereinten Nationen und ihrer 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung aller Menschen auf allen Kontinenten.
Am Anfang unserer Lieferketten sind die Ärmsten schutzlos. Die Pandemie hat diese Realität verschärft: Während eine Näherin in Bangladesch sechzehn Stunden täglich in der stickigen Fabrik auch für uns Kleidung herstellt und sich dabei einem hohen Infektionsrisiko aussetzt, verhängen einige Import-Länder Exportstopps für Impfstoffe. Während ein Kind in der Elfenbeinküste für wenige Cents pro Tag auf den Kakaoplantagen schuftet, investieren wir Milliarden in unsere Industrien und Arbeitsmärkte. Das ist weder gerecht noch zukunftsfähig. Wir müssen umdenken und #fairhandeln. Denn wir können nur gemeinsam wachsen.
Jeden Tag beeinflussen wir als Verbraucherinnen und Verbraucher durch unsere Kaufentscheidungen das Leben von Menschen in anderen Teilen der Welt. Wer im Supermarkt zur Billig-Schokolade greift, nimmt in Kauf, dass rund zwei Millionen Kinder weltweit auf Kakaoplantagen ausgebeutet werden – mit steigender Tendenz. Wer glaubt, jedes Jahr ein neues Smartphone zu brauchen, muss wissen, dass Vierjährige in den Kobalt-, Gold- und Coltan-Minen des Kongo diese Rohstoffe aus Gesteinen kratzen.
Die Prinzipien des Fairen Handels zeigen, wie es anders geht um die Arbeitsbedingungen weltweit zu verbessern. Viele Handelspartner unterstützen bereits seit mehr als 50 Jahren menschenwürdige Arbeitsbedingungen, indem sie Genossenschaften stärken, über Menschenrechte aufklären und über Gütesiegel Transparenz herstellen. Der Faire Handel ist also ein wichtiger Baustein für eine gerechte Globalisierung. Die Faire Woche will sensibilisieren und die Augen öffnen für Ursache und Wirkung von Ausbeutung – und für wirksame Gegenmittel.
Denn unser persönliches Handeln wirkt global. Wir tragen Verantwortung. Und wir haben es in der Hand, die Weichen auf mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Globalisierung zu stellen. Tun wir es nicht, holen uns die negativen Folgen früher oder später ein: Werden für Kaffee der Regenwald in Guatemala und für Soja die Wälder in Brasilien abgeholzt, verkümmert die grüne Lunge der Erde, die CO2 aus der Atmosphäre filtert und Millionen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum bietet. Wo der Mensch permanent Artengrenzen überschreitet und Lebensräume bedroht, breiten sich auch gefährliche Erreger wieder und weiter aus. Es gibt kein gesundes Leben auf einem kranken Planeten. Auch darum brauchen wir ein Wirtschaftssystem, das soziale und ökologische Mindeststandards weltweit berücksichtigt und fördert. Es liegt an uns, dies einzufordern, dafür zu kämpfen.
Wir, die Unternehmen, die Zivilgesellschaften und die Politik, können und müssen noch besser und lauter werden – für Menschenrechte, für ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Wirtschaften.
COVID ist der Weckruf: Wir müssen jetzt handeln! Darum hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit Beginn der Pandemie ein Corona-Soforthilfepaket für ärmere Länder auf den Weg gebracht – mit dem Schwerpunkt, Arbeitsplätze in den Schlüsselbranchen zu erhalten und Gesundheitsschutz gegen das Virus aufzubauen. Das ist unser Verständnis von Solidarität der Industrieländer mit den Entwicklungsländern.
In der Fairen Woche will der Weltladen Kressbronn mit verschiedenen Aktionen zum Reflektieren der eigenen Konsummuster anregen. Zum Beispiel können Sie sich am 16. September auf dem Kressbronner Wochenmarkt informieren und im Weltladen können Sie unsere Aktionswand „Das macht menschenwürdige Arbeit für mich aus“ durch Ihren Beitrag mitgestalten. Kommen Sie vorbei – wir freuen uns auf Sie!
Quelle: Grußwort Dr. G. Müller, Bundesministerium für Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Forum Fairer Handel zur Fairen Woche 2021